Die Direktverbindung mit Gott

Die Einrichtung von "Hotlines", von heißen Drähten aller Art, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass da jemand immer für mich zu sprechen ist. Seit Menschen an Gott glauben, sind sie im Gespräch mit ihm.
Gott offenbart sich den Menschen, und er hat seinen Namen gesagt:

Ich - bin- da (Jahwe).
Ein Name macht jemanden ansprechbar und ist unendlich viel kostbarer als eine Hotline-Nummer.

Wie man beten kann

"Beten" hat natürlich viel mit "Bitten" zu tun. Aber die Bitte allein macht das Gebet nicht aus. Alles, was mich bewegt kann ich vor Gott bringen. Das Dankgebet gehört auch dazu. Als Maria erfahren hat, dass sie mit Jesus schwanger ist, bricht ein Lobgebet aus ihr hervor, das so genannte Magnifikat.
Dieses Magnifikat, der Lobpreis Mariens, wird von Priestern, Diakonen, Ordensleuten und von manchen Christen täglich in der Vesper gebetet. Ein solch jubelndes Lobgebet geht manchmal nicht so leicht über die Lippen; es lässt sich einfacher in Gemeinschaft sprechen.
Für Menschen, die nicht leicht eine Beziehung zum Gebet finden, ist das biblische Buch der Psalmen eine gute "Gebetsfibel". Schon früh haben die Psalmbeter mit Gott gestritten, ihn angefragt, ihm Vorwürfe gemacht, häufig dann mit dem Unterton:
"Mein Gott bist du- trotz allem, was mir auch an Schlechtem geschieht".
 

Lohnt es sich zu beten?

Lohnt sich das Beten überhaupt? Direkten Erfolg durch umgehende Erfüllung aller Bitte zeigt es natürlich nicht. Kaum auszudenken, was passieren würde, wenn jede persönliche Bitte die ausgesprochen wird, sofort in Erfüllung ginge. Nein, einen "Gummigott", der seinen Willen nach jedem Gebet ausrichtet und verändert, den will wohl keiner haben.
Der Evangelist Lukas
(9,29) beschreibt, dass Jesus betete und sich dabei sein Gesicht veränderte. Jesus lehrt beten und er ist ein Vorbild im Gebet. Das Gebet, das Gespräch mit Gott, seinem Vater, in dem er ihn ehrt, ihn um etwas bittet und auch wieder schweigend auf ihn hinlauscht, verändert ihn sichtbar. Beten verändert. Wer betet, wird verändert.
Beten lohnt sich als Ventil für die Seele. "Die Tränen die fließen, trocknen immer", singt Chris Rear in seinem Lied "September Blue". Was ich ausspreche, was ich im Gebet vor Gott bringe, das erfährt Heilung und Hilfe, das ist auch dazu da, Gott als meinen Retter zu preisen. Ich muss die guten und die schweren Sachen in meinem Leben nicht mit mir allein ausmachen. Aus der Bibel, aus der Erfahrung anderer Menschen mit Gott weiß ich, Gott ist ansprechbar und ein Gebet kann sich lohnen. Wenn jemand zu mir sagt: "Ich bete für dich", tut mir das gut. Es ist mehr, als nur an jemanden intensiv zu denken. Gott lässt sich ein gutes Wort für Menschen und Ereignisse ins Ohr flüstern.

Schweigen

Der bekannte Kapuzinerpater Anton Rotzetter beginnt sein Gebetbuch mit den Worten:
"Was ich dir mit diesem Buch geben kann, sind Worte.
Was ich dir nicht geben kann, ist Schweigen.
Und doch ist das Schweigen viel wichtiger als das Wort."


Ganz ähnlich beginnt Jörg Zink sein Buch mit dem Titel "Wie wir beten können".

"Schweigen möchte ich, Herr, und auf dich warten.
Schweigen möchte ich, damit ich dein Wirken in der Welt erkenne und verstehe.
Schweigen möchte ich, Herr, damit ich unter den vielen Stimmen dein Wort nicht überhöre.
Und schweigen möchte ich, Herr, um darüber zu staunen, dass du, großer Gott, ein Wort zu uns kleinen Menschen sprichst."


Beten heißt nicht in erster Linie: große Worte machen.
Beten bedeutet vor allem:
hören und staunen, still werden, klein werden und die Größe Gottes erahnen.
Beten hat nichts mit Leistung zu tun. Beten bedeutet : Sich in die Arme Gottes fallen lassen!


Das Gerüst für Einsteiger: Die Grundgebete

Der "Grundwortschatz" des Gebets im katholischen Glauben, die so genannten Grundgebete, sind Allgemeingut. Wenn Sie zu Hause ein Gotteslob haben, (das Gebet- und Gesangbuch der katholischen Kirche), dann finden Sie diese Gebete ganz vorne. Der Segen zum Kreuzzeichen gehört dazu wie das Glaubensbekenntnis, das "Gegrüßet seist du, Maria" und auch das "Heilig" - Gebet, das in der Messfeier gebetet wird.  Vielleicht finden Sie es aber auch nicht sofort, dann können Ihnen diese Gebete vielleicht weiterhelfen. Bald aber kann es sein, dass Sie merken: Diese Formulierungen fangen Ihre Erfahrungen, Ihre Lebenswelt, Ihre Gefühle nicht ein. Dann beginnen Sie wahrscheinlich von selbst, vielleicht zögernd und noch unsicher, Eigenes zu formulieren.
Haben Sie Mut!
Niemand hört Sie außer Gott, - und der weiß Ihre Worte zu nehmen.